Vor 15 Jahren riet man mir bei der Berufsberatung dringend davon ab, eine Ausbildung im Buchhandel zu machen. Es wäre nicht mehr zukunftssicher. Heute schmiede ich fleißig Pläne und arbeite an der Übernahme meiner eignen Buchhandlung.
Halte ich die Branche für zukunftsfähig? Ja, definitiv!
Der Buchhandel begleitet mich seit 15 Jahren, Bücher um ein Vielfaches länger. Vorgelesen wurde bei uns viel – auch meine Mutter ist dem Leben zwischen den Seiten verfallen. Meine ersten Gehversuche machte ich zwischen den Regalen einer kleinen Bibliothek. Kein Wunder also, dass ich diese Leidenschaft zum Beruf gemacht habe.
Der stationäre Buchhandel wurde schon oft totgesagt…
… mit dem Erfolgszug des Internets, mit dem Aufkommen des E-Books, der Erfindung des Smartphones oder auch mit der Ausbreitung von Streamingdiensten. Vom Erfolg des Onlineriesen wollen wir gerade gar nicht anfangen.
Kennt ihr noch diese Buchhandlungen, in denen eine Dame mit Dutt alle Kinder böse angestarrt hat oder in der sich ein verhuschter Mann mit Fliege sich hinter der Theke versteckt hat? Vergleichen wir den Buchhandel des letzten Jahrhunderts und dem heutigen unabhängigen Buchhandel, so stellen wir fest – wer sich an die Vergangenheit geklammert hat, hat wirtschaftlich nicht überlebt. Wer sich allen Veränderungen versperrt hat, der hatte keine Chance. Die meisten Kolleg:innen im Buchhandel haben sich aber geöffnet und öffnen sich immer noch für neue Wege.
Unsere Branche ist flexibel und zukunftsfähig.
Buchhandlungen sind Orte der Begegnung, der Vielfalt und der politischen Diskussion. Wir sind nicht die Verteidiger der deutschen Hochkultur, sondern bringen Lesefreude unter die Menschen. Wir sind die Projektionsfläche für gesellschaftliche Trends und tragen mit dem Setzten von Themenschwerpunkte dazu bei, unsere Gesellschaft zu gestalten.
Auch das Internet ist schon lange kein Feind des Buchhandels mehr – wir machen uns die Vorteile zu nutzen, um die Liebe für Bücher unter die Menschen zu bringen. Eine Vielzahl von Blos, Podcasts, unabhängige Literaturzeitschriften sind in den letzten Jahren entstanden. Bei Instagram hat die Bubble einen eigenen Namen – Bookstagram bringt Menschen zum Lesen, die den physischen Weg in die Buchhandlungen vielleicht scheuen. Buchhandlungen, die sich hier engagieren erreichen eine ganz neue Klientel für ihren stationären Handel. Hier ergeben sich große Potentiale dem Frequenzrückgang in deutschen Innenstädten etwas entgegenzusetzen.
Die Digitalisierung im stationären Buchhandel
Auch im Hintergrund geht in großen Schritten voran, Dienstleistungen werden gebündelt, effizienter ausgeführt und bieten dem stationären Handel Vorteile. Der stationäre inhabergeführte Buchhandel braucht in unserem Branchenverband starke Stimmen, die sich ganz konkret mit den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung im Buchhandel auseinandersetzen. Damit nicht nur die Big Player der Branche profitieren, sondern auch der unabhängige Buchhandel, der das Bild der Branche in Deutschland entscheidend prägt.
Es gibt viele Entwicklungen im technischen Bereich, die auch für den Buchhandel große Möglichkeiten bieten. Ich blicke mit Spannung auf die Entwicklung der Virtual Reality und der Augmented Reality, die im Jahr 2022 wieder Fahrt aufnehmen wird. Dem stationären Handel stehen also wieder Veränderungen und spanende Zeiten bevor.
Der Buchhandel ist nicht nur „Krisenfest“, wie die neusten Zahlen des Branchen Monitor Buch des Börsenvereines verdeutlichen, sondern unsere Branche hat Wachstumspotential und ist absolut zukunftstauglich!